Initiative i4517: Keine grundsätzliche Ablehnung von "Grüner Gentechnik"
 Ja: 18 (38%) · Enthaltung: 13 · Nein: 29 (62%) · Nicht angenommen (Rang 3)
Diese Initiative
 
 
19(12+7)37(26+11)
 
 
kein solcher Programmpunkt
Diese Initiative
 
 
16(10+6)35(23+12)
 
 
Netzwerk gentechnikfreier Regionen (Programmpunkt der PPde angepasst)
Letzter Entwurf vom 22.01.2014 um 10:40 Uhr · Quelltext · Zeige alle Versionen (7)

Antrag

Die Piratenpartei Österreichs lehnt den Einsatz sogenannter „Grüner" Gentechnik nicht grundsätzlich ab. Gentechnologisch veränderte Pflanzen können viele Vorteile mit sich bringen, welche die damit verbundenen Risiken überwiegen – so bieten sich beispielsweise gerade im ökologischen Landbau auf diese Weise neue Möglichkeiten und Chancen.

Dabei dürfen jedoch potenzielle Gefahren keinesfalls negiert oder ignoriert werden. Im Unterschied zur „Roten“ und „Weißen“ Gentechnik bestehen größere Risiken, von denen noch nicht alle bekannt und noch weiter erforscht werden müssen. Diese Ergebnisse müssen bekannt gemacht und in dieser Thematik mit einer besonderen Behutsamkeit vorgegangen werden. Anbau und Erzeugung gentechnologisch veränderter Pflanzen müssen unter strenger Kontrolle stattfinden. Insbesondere muss jegliche Ausbreitung der Geninformation auf Wildvegetation (Auskreuzung) durch entsprechende Maßnahmen (wie ausschließliche Aussaat steriler Organismen) verhindert werden. Die Piratenpartei Österreichs steht weiters grundsätzlich Patenten auf Leben, somit auch auf genetische Information, stark ablehnend gegenüber. Gentechnologische Veränderungen an Erbinformationen dürfen nicht dazu missbraucht werden, Personen von der eigenständigen Erzeugung und Nutzung von Saatgut auszugrenzen oder Natürliches durch Konzerne zu vereinnahmen und zu kommerzialisieren.

Dennoch unterstützt die Piratenpartei Österreichs unter strengen Voraussetzungen, einer gründlichen Technikfolgenabschätzung sowie einer klaren und eindeutigen Kennzeichnung die Verwendung von gentechnologisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft. Sind diese Voraussetzungen jedoch nicht vollinhaltlich gegeben, so lehnen wir die Nutzung „Grüner“ Gentechnik ab.
 
 

Begründung

Gentechnologische Maßnahmen sind seit mittlerweile Jahrzehnten verbreitet, angewandt und inzwischen auch ausgereift. Wir alle nehmen seit Jahren in Form von Nahrungsmittelzusätzen, Medikamenten sowie anderen Stoffen gentechnologisch produzierte Stoffe zu uns. Fast jeder Österreicher verspeist wöchentlich über den Fleischkonsum indirekt gentechnologisch verändertes Soja. Ebenso trägt fast jede Person gentechnologisch veränderte Baumwolle an sich. Eine strikte und kompromisslose Ablehnung der grünen Technologie ist nicht mehr zeitgemäß, schadet den Möglichkeiten des ökologischen Anbaus und ist darüber hinausgehend eine Farce, angesichts der bereits vorhandenen Durchdringung unserer Lebenswelt.

Definition

Die Grüne Gentechnik oder Agrogentechnik ist die Anwendung gentechnischer Verfahren im Bereich der Pflanzenzüchtung, deren Ergebnisse transgene Pflanzen oder gentechnisch veränderte Pflanzen genannt werden. Insbesondere bezeichnet der Begriff Verfahren zur Herstellung von pflanzlichen gentechnisch veränderten Organismen (GVO), in deren Erbgut gezielt einzelne Gene eingeschleust werden. Die Grüne Gentechnik ist somit Bestandteil der Grünen Biotechnologie, wobei sich die Bezeichnung „grün“ in Abgrenzung zur „roten“ Biotechnologie und „weißen“ Biotechnologie auf die Anwendung an Pflanzen bezieht. Derzeit werden als gentechnisch veränderte Pflanzen insbesondere herbizid- und insektenresistente Pflanzensorten vermarktet.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Gentechnik

Grundwert Offenheit

Es kommt der Gemeinschaft zugute, wenn Ideen, Wissen, Meinungen, Kulturgüter und Werkzeuge möglichst uneingeschränkt ausgetauscht und geteilt werden können. In einer offenen Gesellschaft sichern Vielfalt und Heterogenität Fortschritt und Widerstandsfähigkeit – neuen Blickwinkeln und Dissens wird Platz gegeben.

Grundwert Innovation

Technologische und soziale Bedingungen ändern sich schneller als Gesetze und Institutionen. Staatliche Leistungen und Einrichtungen müssen regelmäßig im Lichte geänderter Umstände neu durchdacht und Gesetze auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Eventuelle negative soziale Effekte müssen abgefedert werden, ohne deswegen Veränderung an sich aufzuhalten zu versuchen.
 
 

Wissenswertes

Seit den 1960er Jahren werden induzierte Mutationen in der Züchtung genutzt. Dies gilt rechtlich nicht(!) als Gentechnik, die Sorten müssen daher nicht als GMO deklariert werden. Durch Bestrahlung enstehen unvorhersehbare Schäden am Pflanzen Erbgut; überlebende / veränderte Pflanzen werden dann auf zufällige, gewünschte Veränderungen untersucht. (PDF Seite 10) Diese unkontrolliert mutierten Nahrungsmittelpflanzen nehmen wir alle und unsere Nutztiere bereits seit Jahr(zehnten) zu uns. Überprüft wurden diese im Sinne von "sehen in Ordnung aus, züchten wir weiter." Bei gentechnisch veränderten Pflanzen hingegen werden gezielt einzelne Gene eingebracht, um

 

Herausforderungen

Düngermittelproduktion

Optimierungsbedarf Nutzpflanzen

  • niedriger Verbrauch an N-Dünger, Wasser, natürliche Resistenz statt chemischem Pflanzenschutz
  • biologische Stickstoff-Fixierung (statt Düngung mit Erdgas)

Krankheiten bedrohen wichtigste Nahrungsmittel-Pflanzen

zB Weizen (versorgt 46% der Weltbevölkerung): Red Menance (PDF Seite 26)

  • Problem: Selektion auf Ertragreichtum und Monokulturen -→ fast alle Sorten/Pflanzen anfällig
  • Unmengen an Pestiziden nötig

 

historische Entwicklung der Nahrungsmittelproduktion

  • Ende des Mittelalters: Bevölkerungswachstum limitiert durch Getreideproduktion
    • Entdeckungen, Kolonialismus: neue Nutzpflanzen erlauben Bevölkerungszuwachs! (Kartoffel in Europa, Mais in Afrika ...)
  • Industrielle Revolution:
    • Kohle, Öl, Chemie: Ertragssteigerung durch landwirtschaftliche Maschinen, Kunstdünger, chemischer Pflanzenschutz, steigender Einsatz fossiler Energie.
    • Mendelsche Gesetze, Genetik, Pflanzenzüchtung: kontinuierliche Steigerung
  • „Atomzeitalter“:
    • Mutationsgenetik – grüne Revolution ...
    • Input an fossiler Energie enorm (Bewässerung, Glashäuser) .... peak oil (Fördermaximum jetzt erreicht?)
  • ... Nutzung genetischer Ressourcen?
4 Diskussionsbeiträge
  • jokersteve:

    Ironisch, dass hier von Manchen auf eine Weise argumentiert wurde, welche dieselben Anderswo verurteilen. Die Kontra-Argumente sind entweder am Thema vorbei oder schlicht falsch (oder gar gelogen?). Gratulation zu klassischer Meinungsmache und Politik.

  • Sonstwer:

    Mehrere Mitglieder der Piratenpartei haben ihren Austritt bei Annahme einer pro Gentechnik Haltung angekündigt.

    Grund ist vor allem Genmais http://derstandard.at/1389859953150/Genmais-1507-vor-Zulassung-in-Europa

    wir sollten uns überlegen wie viele Mitglieder wir noch durch Annahme von kontroversiellen Standpunkten vertreiben wollen oder ob es nicht langsam an der Zeit wäre uns auf unsere Kernthemen zu besinnen und uns zu trauen NICHT zu allem einen Standpunkt zu haben.

    • Enterhaken:

      Anstatt uns auf unsere Gemeinsamkeiten zu besinnen und diese voranzutreiben, halten viele das Parteiprogramm für eine Art Facebook-Profil, wo man seine Vorlieben und Hobbys per Liquid ankreuzt oder auflistet. Was dabei herauskommt, ist ein Riesenplunder, wo auf lange Sicht wirklich für jeden irgend ein No-go drin steht, das ihn aus ethischen oder persönlichen Gründen davon abhält, bei dieser Partei mitzumachen oder sie auch nur zu wählen. Als Mitglieder überbleiben werden, wenn das so weitergeht, am Schluss reine Machtmenschen ohne jede Moral oder Verantwortungsgefühl. Jeder andere wird mindestens einen Grund im Programm finden, einen Riesenbogen um diese Partei zu machen.

      Nur so nebenbei können wir mit so einem verkappten Monsanto/Pioneer-Werbetext im Parteiprogramm und damit mit dem Beziehen eines sich-dumm-stellenden Standpunkts, welcher in den Gentech-Konzern-Thinktanks ersonnen wurde, die EU-Parlaments-Wahl von vornherein vergessen. Man wird zurecht annehmen, wir wären von entsprechenden Interessenvertretern unterwandert und instrumentalisiert.

  • rotzbub: Wo sind diese kontra argumente? Bei den links seh ich nix.