Initiative i5459: Delegation durch Vollmacht ersetzen
 Ja: 6 (19%) · Enthaltung: 6 · Nein: 25 (81%) · Nicht angenommen (Rang 1)
Letzter Entwurf vom 15.10.2014 um 14:41 Uhr · Quelltext

Antrag

Überall, wo das Wort "Delegation" und dessen Abwandlungen im Zusammenhang mit "Liquid" vorkommen, sollen sie durch "Vollmacht" und dessen Abwandlungen ersetzt werden.
 

Begründung

Aktueller Zustand: Im "Liquid" werden momentan beide Worte ("Vollmacht" und auch "Delegation") für die Möglichkeit der mittelbaren Stimmabgabe gebraucht.

Jeder weiß: Um verstanden zu werden ist es wichtig, sich möglichst verständlich auszudrücken - je eingängiger die eigenen Worte sind, desto geringer die Wahrscheinlichkeit von Missverständnissen. Eingängig wiederum sind Worte umso mehr, je verbreiteter und unmissverständlicher sie sind.

Wenn man sich den Vorgang inhaltlich genau ansieht, liegt der Schluss nahe, dass es sich dabei nicht um etwas Neuartiges handelt und auch um keine "Delegation" im herkömmlichen Wortsinn, sondern, dass solche Vorgänge auch im sonstigen täglichen Leben schon seit Jahrtausenden vorkommen und dort seit jeher bereits einen Namen haben: "Vollmacht".

Das Wort "Delegation" kommt hingegen kaum vor - am ehesten noch bei "Delegiertenparteitagen" anderer Parteien.
 
 

Worum geht es inhaltlich? (Zurechnung)

Fraglich ist die Zurechnung: "Delegation" bzw "Vollmacht" sind Begriffe, die die Frage der Zurechnung betreffen. Also die Frage: Wem sind die Handungen im Liquid "zuzurechnen"?

Wenn ein Bevollmächtigter handelt, handelt in Wahrheit der Vollmachtsgeber (quasi "verlängerte Hand"). Der Bevollmächtigte handelt nicht im eigenen Namen, sondern im Namen des Vollmachtsgebers. Obwohl der Wille durch einen anderen gebildet wird, wird die Stimme (wegen der vorhergehenden Bevollmöchtigung) dem Vollmachtsgeber zugerechnet. Ein Abschieben von Verantwortung ist nicht möglich. Bei einem Delegiertensystem handelt jedoch ausschließlich der Delegierte. Nur er ist für das Zustandekommen einer Entscheidung verantwortlich - nur ihm wird die Entscheidung zugerechnet. Das Prinzip "eine Person = eine Stimme" besteht bei einem Delegiertensystem nicht mehr (siehe "Delegiertenparteitage"). Ein Abschieben von Verantwortung ist nicht nur möglich, sondern liegt geradezu auf der Hand.
 
 

Warum "Delegation" inhaltlich falsch ist

1. Das Wort "Delegation" ist inhaltlich falsch, denn "Delegation" bedeutet "Übertragung". Hier wird aber nichts übertragen, weil die Stimme weiterhin beim Vollmachtgeber verbleibt und er/sie jederzeit selbst abstimmen kann. Immer wieder sprechen Leute von "Übertragung des Stimmrechts". Wenn man etwas "überträgt", dann hat man es selbst nicht mehr. Das ist aber einfach nicht der Fall: die Stimme verbleibt jederzeit beim einzelnen Teilnehmer. Daher ist es keine Delegation!

2. "Delegation" ruft sehr negative Gefühle hervor, indem es an undemokratische Delegiertensysteme anderer Parteien erinnert. Außerdem ist es nicht sofort verständlich und bedarf der Erklärung und wird daher von vielen initial abgelehnt. Nachherige Erklärungen können einen negativen ersten Eindruck oft nur schwer ersetzen.

Deshalb ist "Delegation" das falsche Wort und führt nicht nur zu Missverständnis, sondern auch zu Ablehnung des Systems.
 
 

Warum "Vollmacht"/"Bevollmächtigung" inhaltlich und auch sprachlich besser passt

1. (wichtigstes Argument!): Vollmacht ist gebräuchlich und daher ziemlich unmissverständlich, bedarf keiner weiteren Erklärung und wirkt nicht ungewöhnlich. Es ruft nicht sofort Fragen hervor, was den Ersteindruck vom System deutlich verbessert. Das Wort Vollmacht ist sowohl in Österreich als auch international viel verbreiteter und zwar immer mit klarem Bedeutungsgehalt. Man muss endlich den Vorgang nicht mehr erklären, weil jeder weiß, was eine Vollmacht ist!

Eine Vollmacht ist das Einräumen der Befugnis, für einen selbst zu handeln
 

2. Es ist inhaltlich vollkommen richtig: Der Vorgang, den wir alle verfehlterweise als "Delegation" bezeichnen, ist inhaltlich zu 100% eine Vollmacht im juristischen Sinne und auch im herkömmlichen Alltags-Sprachgebrauch. Eine "Delegatio" - und daher kommt der Begriff - ist hingegen etwas vollkommen anderes (http://de.wikipedia.org/wiki/Delegatio) trifft auf Delegiertensysteme anderer Parteien viel eher zu. Es ist zwar inhaltich ähnlich, was jedoch nichts daran ändert, dass der Begriff "Vollmacht" noch treffender ist.
 

3. Vollmachten werden im Gegensatz zu Delegation (was Stimmabgabe und Verschiebung von Stimmgewicht bedeutet), nicht als undemokratisch empfunden.
 
 

4. Vollmacht hört sich besser an:

Es ist sprachlich rund und geht gut von der Zunge. Es ist also praktikabel. Konkret sieht das so aus:
 

a "delegiert an" b → a "bevollmächtigt" b

"Delegant" -→ "Vollmachtgeber" "Delegat" -→ "Vollmachtnehmer"

"Delegation entziehen" → "Vollmacht entziehen"

"Delegation für Gliederung ändern" → "Vollmacht für Gliederung ändern"

"aktueller Delegierter" -→ "Aktuell Vollmachtnehmer"

"Abgestimmt durch Delegation" → "Abgestimmt durch Vollmacht"

"Delegation in Themenbereich" -→ "Vollmacht für Themenbereich" "Gliederungsdelegation" → "Vollmacht für Gliederung"

„Anwenden/Aussetzen der Gliederungsdelegation“ → „Vollmacht für Gliederung erteilen/entziehen“
 

Schon wieder in Abstimmung - *grummel*

Ja, diesmal auf der BGV, damit ich auf Fragen eingehen und mündlich erklären kann , warum es das richtigere und schönere Wort ist und warum es auch sonst sinnvoller ist, von Vollmachten zu sprechen.