Initiative i3035: Transparenz und Open Data in der Wirtschaft
 Ja: 52 (90%) · Enthaltung: 8 · Nein: 6 (10%) · Angenommen
Letzter Entwurf vom 19.05.2013 um 01:40 Uhr · Quelltext · Zeige alle Versionen (2)

Dem Abschnitt Wirtschaft im Parteiprogramm möge folgender Punkt hinzugefügt werden:

Text

Transparenz und Open Data in der Wirtschaft

Märkte funktionieren am fairsten und damit am gesamtgesellschaftlich vorteilhaftesten, wenn alle Teilnehmenden Zugang zu umfassenden und gleichen Marktinformationen haben (Angebot, Nachfrage, Transaktionen, Produktmetadaten, Externalitäten, …) und auf dieser Basis möglichst rational und verantwortungsbewusst handeln können.

Es liegt in der Natur von Unternehmen (jedenfalls von Kapitalgesellschaften, die primär im Sinne des Shareholder-Value handeln), nach Informationsasymmetrie zu streben. Ein Informationsvorsprung erzeugt ein Machtgefälle, das gegen Kunden oder Konkurrenz auf Kosten der Allgemeinheit ausgenützt werden kann. Die Piratenpartei Österreichs lehnt künstliche Zurückhaltung und Verknappung von Information und Wissen generell ab und strebt ein Wirtschaftssystem an, in dem ausschließlich freiwillige Win-Win-Situationen zustandekommen.

Informationstechnologie erlaubt uns, diese Asymmetrie mehr als je zuvor zu vermindern. Bisherige Maßnahmen (Zertifizierungen, Produkthaftungs- und Gewährleistungsgesetze, Nährwerttabellen, Biosiegel, der Spritpreisrechner, u.v.m.) können konsequent ausgeweitet werden. Durch Zugänglichmachung und Verbreitung von Information wird die Mündigkeit der Konsumenten gefördert – rationalere Entscheidungen werden so möglich.

Die Piratenpartei Österreichs fordert als ersten Schritt, die Zugänglichmachung folgender weiterer Daten zu evaluieren: Angebot (Preise, Lagerstände), Produktdaten (erwartbare Lebensdauer, Herkunftsdaten, Ökobilanz, Transportkosten/-wege, Tierhaltung/Tiertransporte/Tierversuche, gentechnisch veränderte Lebensmittel im Futter bei Tierprodukten, Produktions- und Arbeitsbedingungen, Besitzverhältnisse und -strukturen) sowie zustande gekommene Transaktionen (z. B. auf dem Wohnungsmarkt).

Diese Daten sollen von Marktteilnehmenden anfangs freiwillig, später verpflichtend zur Verfügung gestellt werden. Dabei muss auf den Datenschutz sowie die den Teilnehmenden zusätzlich anfallenden Kosten geachtet werden. Die Eintrittshürde für neue Marktteilnehmende darf nicht erhöht werden, weil dadurch die Machtposition etablierter Unternehmen zementiert würde. Die Privatsphäre Einzelner darf ebenfalls nicht beeinträchtigt werden – personenbezogene Daten müssen anonymisiert werden. Ein Einschnitt in bisherige „Betriebsgeheimnisse“ ist jedoch unvermeidlich.

Sämtliche Veröffentlichung von Information hat dezentral und online in standardisierten Formaten zu erfolgen.

Begründung

Wir wollen mündige BürgerInnen – eine Voraussetzung dafür ist die Verfügbarkeit von Information zur Entscheidungsgrundlage.

So wie das BGE einen Freiheitssockel und ein Transparenzgesetz einen Informationssockel in der Politik schafft, kann Open Data einen Informationssockel auf Märkten schaffen.

Dieser Programmpunkt schafft die Datenlage für Anwendungen wie diese.

Die Forderung ist noch ein wenig utopisch und vage – ein Umsetzungsplan/guter erster Usecase muss noch ergänzt werden – passt aber gut zu den anderen Piratenthemen und ist originell.

Dieser Text kugelte seit Oktober 2012 in einem Pad der TF:Wirtschaft rum. Aus Anlass einer Twitter-Konversation stelle ich ihn jetzt hier zur Diskussion.

Anregungen

Textkorrektur: Fast gänzlich übernommen (außer "explizit erwünscht" am Ende) + weitere Änderungen vorgenommen. Danke!