Den Adventmarkt am Färberplatz, eine Institution und Besonderheit in unserer Stadt, wird es - wenn es nach den Plänen der Graz Tourismus & Stadtmarketing geht - künftig in dieser Form nicht mehr geben. Nach einem Ausschreibungsverfahren für den Advent in Graz (2014 – 2018), in dem sich VeranstalterInnen für verschiedene Grazer Plätze bewerben konnten, soll nun der Adventmarkt am Färberplatz ab heuer nicht mehr vom Verein Steirische Initiative Kunsthandwerk (STIKH) gestaltet werden, sondern von einer neuen Veranstalterin.

Wesentlich zu dieser Entscheidung beigetragen haben die Ausschreibungskriterien, die Bedingungen enthielten, die für die STIKH in dieser Form nicht erfüllbar sind. Neben der Erhöhung des Marktbeitrages stellen vor allem die in der Ausschreibung vorgeschriebenen Öffnungszeiten die KunsthandwerkerInnen und KünstlerInnen, die in der STIKH organisiert sind, vor unlösbare Probleme. In den Ausschreibungskriterien wurde nämlich erstmals eine einheitliche Öffnungszeit für alle Adventmärkte in der Stadt vorgegeben: „Alle Stände sind in den Kernöffnungszeiten von Advent in Graz von Montag bis Sonntag, von 10.00 – 22.00 Uhr (Gastronomie-Stände) bzw. von 10.00 bis 20.00 Uhr (Waren-Stände) ausnahmslos offen zu halten.“ (aus: Vereinbarung über die Ausgestaltung von Adventmärkten in der Stadt Graz, Citymanagement)

Für die Mitglieder des Vereins Steirische Initiative Kunsthandwerk war und ist diese Bedingung aber nicht erfüllbar, da sie ihr Kunsthandwerk nicht nur produzieren, sondern auch selbst am Färbermarkt verkaufen. Eine 10-stündige Öffnungszeit ist für sie daher einfach nicht schaffbar. Mit diesen Vorschriften, mit denen der gesamte Adventmarkt in Graz vereinheitlicht werden soll, wird aber das Besondere gefährdet, nämlich ein Markt, der den BesucherInnen die Möglichkeit bietet, mit den KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen ins Gespräch zu kommen und so einen ganz besonderen Zugang zu den angebotenen Produkten zu bekommen.

Bei der Juryentscheidung über die Vergabe des Färberplatzes scheint aber auch nicht berücksichtigt worden zu sein, dass die Steirische Initiative Kunsthandwerksmarkt ausschließlich regionales Kunsthandwerk produziert und ausstellt und damit eine Qualität vorweisen kann, die andere Märkte und AnbieterInnen nicht vorweisen können. Diese Individualität und Regionalität drohen so verloren zu gehen. Dass diese Entscheidung der Jury gegen die Steirische Initiative Kunsthandwerk fiel, liegt wohl auch an der Zusammensetzung der Jury, der keine fachkundige Person in Sachen Kunst/Kunsthandwerk angehörte.

Im Widerspruch zur Juryentscheidung und zu den Plänen der Neuausrichtung des Adventmarktes am Färberplatz steht, dass die Graz Tourismus und Stadtmarketing GmbH auf ihrer Website selbst mit der besonderen Qualität des Kunsthandwerksmarkts am Färberplatz in der Vergangenheit wirbt: „Am Kunsthandwerksmarkt am Färberplatz hat Qualität Tradition. Überwiegend steirische Kunsthandwerker bieten hier Erstklassiges aus Ton, Holz, Glas, Metall, Textilem, Leder, Wachs,... – Originalität und Zeitgeist basierend auf solider Handwerkskunst. Einzigartig in Graz ist auch die Vielfalt der individuell gestalteten Hütten und Stände in denen die Künstler selbst ihre Produkte anbieten. Musikalische Vielfalt zeigen an allen vier Wochenenden Live-Bands.“ (http://www.graztourismus.at/de/adventmaerkte-highlights/adventmaerkte/kunsthandwerksmarkt-am-faerberplatz_adm-2418) Und auch das Kulturressort des Landes Steiermark hebt die besondere Qualität des Marktes und der dort vertretenen KünstlerInnen und KunsthandwerkerInnen hervor: „Die Steirische Initiative Kunsthandwerk veranstaltet am Färberplatz in Graz Kunsthandwerksmärkte auf höchstem Niveau. Ausgestellt werden ausschließlich jurierte Arbeiten, die sich durch Originalität, künstlerische Eigenständigkeit und einer Verarbeitung in höchster handwerklicher Perfektion auszeichnen. Seit Beginn der 80er Jahren sieht sich die STIKH als Förderer von modernem zeitgenössischem Kunsthandwerk und versucht somit Vermarktungs- und Entwicklungsmöglichkeiten für Kunsthandwerker zu schaffen.“ http://www.kultur.steiermark.at/cms/beitrag/10126396/3335674/)

Nicht zuletzt muss hervorgehoben werden, dass die Steirische Initiative Kunsthandwerksmarkt für Graz Pionierarbeit geleistet hat. Lange bevor es den Grazer Advent in der heutigen Form gab, nämlich seit 1982, hat die STIKH den Adventmarkt am Färberplatz gestaltet. Gerade weil der Kunsthandwerksmarkt am Färberplatz einen so wichtigen Kontrapunkt zu dem sonst oft sehr lauten Adventgeschäft in Graz bietet, gilt es, ihn in seiner Individualität zu erhalten.

Deshalb stelle ich namens des Grünen Gemeinderatsklubs-ALG folgenden

Dringlichen Antrag

1. Beteiligungsreferent Stadtrat Univ. Doz. DI Dr. Gerhard Rüsch wird ersucht, Gespräche mit der Graz Tourismus und Stadtmarketing GmbH zu führen, mit der Zielsetzung, für den Bereich des Kunsthandwerks gesonderte Ausschreibungsrichtlinien zu erarbeiten, die sowohl die spezielle Situation der KunsthandwerkerInnen und KünstlerInnen (ProduzentInnen verkaufen selbst) als auch die Qualität des Angebots (Regionalität, jurierte Arbeiten) berücksichtigen.

2. Weiters wird der Beteiligungsreferent der Stadt Graz ersucht, sich bei der Tourismus und Stadtmarketing GmbH dafür einzusetzen, dass der Advent 2014 bis 2018 für den Färberplatz auf Grundlage der adaptierten Richtlinien neu ausgeschrieben wird.

3. Der Beteiligungsreferent der Stadt Graz wird darüber hinaus ersucht, gemeinsam mit der Tourismus und Stadtmarketing GmbH fördernde und unterstützende Maßnahmen für KunsthandwerkerInnen im Zusammenarbeit mit der Steirischen Initiative Kunsthandwerk zu erarbeiten und dem Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus bis September 2014 zu präsentieren.