Förderung von Europe vs. Facebook

Zur Zeit macht Max Schrems gerade sein Jusstudium fertig. Max Schrems ist der Gründer der Initiative "Europe vs. Facebook". Er versucht gerade, über die Crowdfundingplattform Crowd4Privacy ein Verfahren gegen Facebook anzustrengen. Dieses Verfahren wird sehr kostspielig sein und kann bis zu 300 000 Euro kosten.

Die Piratenpartei Graz sollte diese Initiative unbedingt finanziell unterstützen, weil sie die Ziele der Piratenpartei verteidigt.

Bei dieser Initiative geht es um folgende Ziele

Transparenz. Derzeit ist es für den Nutzer von Facebook fast unmöglich zu sehen, was wirklich mit den vielen Daten passiert. So werden “entfernte Daten” weiter gespeichert, und die Nutzer im Unklaren gelassen, was Facebook mit unseren Daten genau tut. Die Nutzer sind mit unverständlichen und sich widersprechenden Nutzungsbedingungen konfrontiert und können die Folgen der Nutzung von Facebook nicht immer genau einschätzen.

Ein Unternehmen, das seine Nutzer permanent zu möglichst umfangreicher Transparenz aufruft, sollte zumindest jedem Nutzer klar und einfach erklären, was mit den Daten wirklich passiert. Das ist nicht nur fair, sondern in Europa klar in den Datenschutzgesetzen verankert. Es wird Zeit, dass sich das weltweit größte “soziale” Netzwerk an diese Gesetze hält.

Opt-In statt Opt-Out. Facebook erklärt gerne, dass die Nutzer zu allen Formen der Datenverarbeitung zugestimmt haben. Doch jeder Facebooknutzer kennt die wahre Realität: Folgt man der Grundeinstellung von Facebook werden sehr persönliche Daten mit großen Kreisen von Personen geteilt. Will man das nicht, muss man sich in mühevoller Arbeit durch unzählige Buttons und Einstellungen quälen. Meistens gilt: Wer mehr Privatsphäre will, muss entsprechend öfter klicken und auf kleinste Details achten. Älteren oder technisch weniger erfahrenen Nutzen ist dies meist nicht zuzumuten. Neue Funktionen werden automatisch aktiviert, ohne den Nutzer überhaupt zu informieren.

Dabei ist auch hier das europäische Datenschutzrecht sehr klar: Der Nutzer muss, nachdem er entsprechend aufgeklärt worden ist, ausdrücklich zustimmen.

Selbst Entscheiden. Es gibt Personen, die nicht so “spendabel” mit persönlichen Informationen sind. Doch auch hier hat Facebook einen Weg gefunden: Es sollen einfach alle anderen Nutzer deren Daten an Facebook liefern. Das passiert z.B. über das “Synchronisieren” des Telefons, der E-Mail-Adressen oder durch das “Markieren” diverser Benutzer in Fotos, Videos oder neuerdings auch an Orten.

Dabei ignoriert Facebook eines der Grundprinzipien des Datenschutzes: Der Betroffene muss selbst seiner Datenverwendung zustimmen. Es reicht nicht aus, dass ein Facebook-”Freund” glaubt, dass es okay ist, dich auf einem peinlichen Foto zu markieren, oder fremde Leute deine E-Mail-Adressen auf Facebook hochladen. Andere Netzwerke haben das seit langem anders gelöst und verwenden Daten erst, wenn der Betroffene selbst zustimmt.

Datensparsamkeit. Hast du schon mal deine Facebook-Wall bis ganz ans Ende durchgesehen? Wie viele (für dich) nutzlose Informationen haben sich hier angesammelt?

Facebook hat keine effiziente Möglichkeit alten Datenmüll zu entsorgen. Jeder (unüberlegte) Kommentar, jede Veranstalungseinladung (z.B. zu Demos) und jedes “Gefällt mir” bleibt gespeichert, auch in 20 Jahren. Doch Facebook macht mehr: Auch von dir entfernte Markierungen, Freunde oder Nachrichten bleiben gespeicher. Selbst wenn du dein Facebook-Profil ganz löschst, bleiben viele Daten (welche genau ist unklar) weiter auf Facebook.

Das widerspricht eindeutig dem europäischen Prinzip der Datensparsamkeit. Es wird Zeit an die “Endlagerung” von Facebook-Daten zu denken.

Ein offenes Netzwerk. Derzeit hat Facebook praktisch ein Monopol. Wer sich mit seinen Freunden online austauschen will muss zu Facebook, weil die anderen Netzwerke fast keine aktiven Nutzer mehr haben. Das ist typisch für “geschlossene Systeme”: Wie bei einem schwarzen Loch werden immer mehr Nutzer gezwungen den anderen zu folgen und zum gleichen Anbieter zu gehen. Um so mehr Nutzer das tun um so größer wird der Druck auf die anderen. Der Nutzer kann nicht mehr wählen und der Anbieter ist in einer Position wo er keine Konsequenzen befürchten muss wenn er unpopuläre Geschäftspraktiken betreibt. Nicht mal Google war in der Lage gegen diese Konstruktion anzukämpfen wie das Scheitern von “Google+” gezeigt hat.

Wir glauben, dass wir einen offenen Standard für Soziale Netzwerke brauchen. Ähnlich wie bei E-Mails sollen die Nutzer einen Anbieter aussuchen können, aber trotzdem noch mit Leuten bei einem anderen Anbieter kommunizieren können. Damit würde sich ein echter “freier Markt” für Soziale Netzwerke ergeben und viele Geschäftsmodelle oder gemeinnützige Angebote könnten sich entwickeln. Dieser Ansatz wurde in zahlreichen Arbeiten bereits aufgenommen (z.B. W3C).

Für eine solche Lösung bräuchte es aber entsprechende Gesetze auf europäischer Ebene welche Soziale Netzwerke zwingt eine offene Schnittstelle einzubauen. Die EU hat wiederholt Netze geöffnet um einen freien Markt zu stimulieren (z.B. Strom, Gas, Telefon oder die Bahn). Viele Probleme würden sich damit automatisch lösen. Anbieter mit besserem Datenschutz oder innovativen neuen Ideen würden schnell Facebook die Nutzer abgraben, das ist auch der Grund warum Facebook eine solche Lösung fürchtet.
 

Wenn du dieses Stimmungsbild unterstützt, dann bist du der Meinung, dass 5000 Euro gespendet werden sollen. Dies soll dann als Basis für einen etwaigen Beschluss dienen.