Diskussion hier: https://forum.piratenpartei-wien.at/viewtopic.php?f=5&t=5806

Der folgende Text soll an geeigneter Stelle ins Programm aufgenommen werden:

Text

Wirtschaft und Finanzen

GeldVermögenskrise nicht Schuldenkrise

Die Piratenpartei Österreichs erkennt, dass die tiefere Ursache der derzeitigen Schuldenkrise eine GeldVermögenskrise ist.
Denn GeldVermögen konzentrierten sich und wuchsen über die letzten Jahrzehnte um ein vielfaches schneller als das Bruttosozialprodukt (die Leistung). Spiegelbildlich musste dazu jedoch auch die Verschuldung, und die dazwischen fließende Zinsen und Kapitaleinkommen, anwachsen. Dies führte zur spekulativen Blasen einerseits und zur Schwächung der Massennachfrage - Krisen - andererseits, die die Staaten durch zusätzliche Verschuldung auszugleichen versuchten.

So halten die Piraten fest, dass „die prekäre Situation in unseren Gesellschaften also keinesfalls […] die Folge überzogener Ansprüche der Bürger an den Sozialstaat ist, sondern die der ständig zunehmenden Ansprüche des Kapitals an das Sozialprodukt", denn Zinsen und Kapitaleinkommen werden aus dem Sozialprodukt bezahlt.

Forderung

Die Piratenpartei Österreichs fordert Maßnahmen, um Geldvermögen - und damit Schulden - systemverträglich abzubauen. Systemverträglich bedeutet in diesem Zusammenhang, dass durch den Abbau weder sozialstaatliche Errungenschaften, noch die Kaufkraft der breiten Gesellschaft oder der soziale Friede, gefährdet werden.

Zum Abbau von GeldVermögen können zahlreiche Maßnahmen angedacht werden, z.B.: Progressive Kapitalertragsteuern, Vermögenssteuern, Lastenausgleichesgesetzte, Kapitalverkehrskontrollen, Tobinsteuer, Vollgeld mit Umlaufsicherung, etc. Wir steht hier für eine ideologiefreie und realistische Herangehensweise und arbeitet an Kombinationsmöglichkeiten um der GeldVermögenskrise möglichst systemverträglich zu begegnen.

Begründung

A. Das Sozialprodukt wuchs in den letzten Jahrenzehnten annährend linear, während Schulden, GeldVermögen und die daraus resultierenden Kapitaleinkommen annähernd exponentiell wuchsen. Empirisch nachgewiesen wird dies durch Zahlen aus beispielsweise Deutschland: Dort wurde das Sozialprodukt (die Leistung) inflationsbereinigt von 1950 bis 2005 auf das 8 fache gesteigert. Im selben Zeitraum wuchsen jedoch die Geldvermögen – und damit die Verschuldung – auf das 45 fache.

B. Das Wachstum der GeldVermögen lässt sich primer auf eine „positive Rückkopplung“ in unserem Wirtschaftssystem zurückführen: Ständig positive nominelle Zinsen und Kapitaleinkommen die meist gleich wieder gespart werden und so die GeldVermögen "automatisch" anwachsen lassen. Diese führen dazu, dass „wer reich ist, durch den Reichtum alleine automatisch noch reicher wird und dadurch wiederum noch reicher und so weiter“. Jedes System, dass längerfristig bestehen will, braucht jedoch so genannte „Negative Rückkopplungen“ die ÜberWachstum bremsen können.

C. Makroökonomisch betrachtet muss Geld auf der Bank zur Schließung des Geldkreislaufes - mindestens um den Umfang in den GeldVermögen gebildet wurde - durch Kredite zurück in die Wirtschaft geleitet werden. Sonst würde die Geldmenge in der Wirtschaft fehlen und es würde zu Nachfrageausfällen - Krisen - kommen.
Daher müssen sich im Gleichschritt zur Bildung von GeldVermögen Unternehmen, Private oder der Staat verschulden, um einer Krise im Wirtschaftssystem entgegenzuwirken.
So steht jeden GeldVermögen auch eine Schuld gegenüber und dazwischen fließen Zinsen und Renditen, die die GeldVermögen wachsen lassen und damit die Krise laufend verschärfen. Schulden können daher auch nur durch die Vernichtung von GeldVermögen abgebaut werden.

Die Situation erinnert an die 30er Jahre, in der der damalige Notenbankchef schrieb:

„Bis 1929 und 30; also bis zum Beginn der Wirtschaftskrise, hatte eine gewaltige Saugpumpe einen zunehmenden Anteil des erzeugten Reichtums in wenige Hände umgeleitet…und so die Kaufkraft aus den Händen der Mehrheit genommen… Die Massenproduktion der modernen Industriegesellschaft beruht aber auf einem Massenkonsum, und dieser setzt die Verteilung des Reichtums voraus… um die Menschen mit einer Kaufkraft auszustatten, die der Menge der von der Wirtschaft produzierten Güter und Dienstleistungen entspricht.“

D. Somit kann gesagt werden, dass die tiefere Ursache der derzeitigen Schuldenkrise eine GeldVermögenskrise ist. Diese ist zurückzuführen auf fehlende "negative Rückkopplungen" im Wirtschaftssystem welches ÜberWachstum von GeldVermögen und damit den Zwang von SchuldenWachstum, bremsen könnten. Begründet wird das ÜberWachstum vor allem durch "positive Rückkopplungen" in Form von Zinsen und Kapitaleinkommen und durch ein erneutes sparen dieser.

Als Verstärker, jedoch nicht als tiefere Ursache der Krise, können nach Glötzl folgende Faktoren gesehen werden:
Der Neoliberalismus, weil er die Kapitaleinkommen auf Kosten der Arbeitseinkommen stärkt.
Die Zulassung von „innovativen“ Finanzprodukten und im Besonderen von „innovativen“ Bewertungsverfahren, die enorme Bewertungsgewinne zugelassen haben.
Die Niedrigzinspolitik, deren Ziel es war, Geld für die Realwirtschaft zur Verfügung zu stellen, das aber tatsächlich zu einem großen Teil in die Finanzwirtschaft geflossen ist.
Fehlende Regulierungen, Managerprovisionen, Kapitaldeckungsverfahren, Herdentrieb, Gier, Betrug, Werbung etc.
 

Quellen:
http:www.helmut-creutz.de/pdf/artikel/tumorartige_geldvermehrung.pdf
https:
docs.google.com/viewer?a=v&pid=sites&srcid=ZGVmYXVsdGRvbWFpbnxnbG9ldHpsZXJoYXJkfGd4OjZhY2M3MjdhODFiYmY1NzU
http://www.handelsblatt.com/politik/oekonomie/nachrichten/geldpolitik-und-finanzkrise-negative-leitzinsen-das-undenkbare-denken/3179150.html